Der Winter in Kreta ist eigentlich erst im Februar und März zu spüren. Kann man eigentlich noch bis Ende Januar im Meer baden, so wird es im Februar dann doch recht frisch, mit um die 14-16 Grad Wassertemperatur. Die Lufttemperatur bewegt sich bis Ende Januar in der Regel zwischen 16 und 25 Grad (oft haben wir in der zweiten Januarhälfte einen „kleinen Sommer“ mit bis zu 26 Grad). Im Februar sinken sie dann schon auch mal auf kühle 5-8 Grad, wobei man sagen kann, dass im Schnitt die Temperatur bei 12 Grad liegt. Zumindest im Süden der Insel, im Norden und vor allem in den Bergregionen ist es doch deutlich kühler. Ab 200-300m gibt es durchaus auch Schnee, der in den niederen Lagen aber nicht lange liegen bleibt. Sehr selten schneit es auch bis auf Meeresspiegel, was sehr seltsam anmutet.
Liegt auf den uns umgebenden Anhöhen Schnee, so kann man davon ausgehen, dass sich Nachmittags und am Wochenende ganze Autokolonnen in Bewegung setzen und die Familien einige Zeit im Schnee herumtollen. Manch ein Schneemann wird gebaut und sogar bis nach Hause mitgenommen, wo er dann langsam vor sich hin schmilzt. Es ist echt lustig, Mensch und Tier, Gross und Klein dabei zu beobachten, wie im und mit Schnee gespielt wird und jeder die Abwechslung geniesst. Ansonsten ist der Februar mit dem mitteleuropäischen November zu vergleichen, trist, kuehl und regnerisch. Für mich ist das die Zeit, wo ich mich am wenigsten wohl fühle, denn die meisten Haeuser sind nicht oder nur sehr schlecht isoliert und die feuchte Kälte dringt durch Mark und Bein. Haben wir dann auch noch den kalten Nordwind, der hier meist ziemlich kräftig bläst, so will man sich am liebsten im Bett verkriechen oder den Tag nur vor dem Kamin verbringen.
Im März kann man dann ab und an schon eine Brise Frühling wittern, wenn es mal ein paar Tage sonniger und wärmer wird. Man hört die Vögel zwitschern, die eine oder andere Taverne hat wieder geöffnet und die Menschen gehen wieder auf die Strasse. Sogar am Strand tummeln sich ein paar Spaziergänger und die ganz hart gesottenen gehen baden. Tavernen- und Hotelbesitzer beginnen so langsam mit Aufräumen und renovieren, um sich für die folgende Saison vorzubereiten.
Jetzt beginnt die „Hochsaison“ für die Handwerker und etwaige private Arbeiten müssen unter Umständen etwas warten, da die Terminpläne voll sind. Aber im Vergleich zu den Zuständen in Deutschland, bekommt man trotzdem relativ schnell seine Arbeit getan. Man muss vielleicht ein – bis zwei Wochen warten und eventuell wird die Arbeit mal unterbrochen, weil in einem Hotel was dringend repariert werden muss. Als Häuslebauer sollte man also besser so planen, dass die wichtigen Arbeiten bis Maerz erledigt worden sind, denn die „Daueraufträge“ der Handwerker haben verständlicherweise immer Vorrang. Als „Fremder“ sollte man sich auch im Klaren sein, dass die Gewerbe anders gehandhabt werden, als zb. in Deutschland. Geduld und Toleranz sollte man auf jeden Fall mitbringen, denn zb. Terminvereinbarungen werden unter Umständen sehr locker gehandhabt. Hat man einen Termin am Montag, so kann das irgendwann am Montag sein, oder auch erst in einer Woche oder Monat… Absagen des Termins per Telefon sind auch noch nicht die Regel, wodurch man durchaus mal den ganzen Tag mit Warten verbringt. Dann kann es aber auch sein, dass er am nächsten Tag ganz unverhofft auf der Matte steht und loslegt. Oftmals bestimmt Chaos den Arbeitsplatz und dass das Feld dann sauber geräumt wird, ist auch noch eher selten. Wobei ich sagen muss, dass vor allem die Jüngeren inzwischen anders auftreten. Mag sein, dass es an der steigenden Zahl der Ausländer liegt, die andere Erwartungen haben und / oder an der Anbindung an die EU. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass ein Käffchen, Wasser, vielleicht ein kleiner Snack und ein nettes Trinkgeld, die Bereitschaft wieder zu kommen, enorm erhöht. Da sind sie auch bereit, nach der „normalen“ Arbeit vorbei zu kommen und den Auftrag zu erledigen. Natürlich spielt hier auch der zusätzliche Verdienst eine Rolle, denn die Löhne hier sind deutlich niedriger, als in Dtl.
In Kreta sind die Haupterwerbszweige die Landwirtschaft ( in Form von Obst- und Gemüseanbau, sowie Olivenölherstellung ) und der Tourismus ( Dienstleistungen ). Ca. 45 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche besteht aus Olivenbäumen und umfasst etwa 35 Mio. Bäume.
Zwischen Ierapetra und Mirtos befinden sich um die 30.000 Gewächshäuser, auf einer Fläche von rund 13 mio qm. Angebaut werden hier vorwiegend Tomaten, Gurken, Zucchini, Auberginen und diverse Paprika, wie auch Bananen, Erdbeeren und Melonen. Es wird noch vorwiegend in Erde angebaut, wodurch die Produkte noch richtig aromatisch schmecken. Die Hauptsaison ist von September bis Mitte Juni, da es danach zu heiss wird und noch die wenigsten Treibhäuser mit Klimaanlagen ausgestattet sind. Außerdem gibt es im Sommer zu wenig Wasser und in vielen Gegenden wird den Bauern kein Wasser zugesprochen. Diese Zeit wird dann dazu genutzt, den Boden ruhen zu lassen oder wieder mit Nährstoffen anzureichern und die Bauern können ausruhen, fischen gehen oder im Tourismus Bereich tätig werden.
In vielen Familien wird das ganze Jahr hindurch gearbeitet, um den Unterhalt zu gewaehrleisten. Hat man vor 15 Jahren eine vierkoepfige Familie noch mit 4000qm Treibhaus ernaehren koennen, so langt das heute gerade noch fuer zwei Personen, wenn man keine Arbeiter beschaeftigt. Die Auflagen, Kosten fuer Duenge- und Spritzmittel und der letztendliche Gewinn, ermoeglichen kein sorgenfreies Leben, sodass oft zwei oder mehr Arbeiten angenommen werden, um sich ueber Wasser zu halten. Im Sommer befinden sich ungefaehr 71% der Arbeitstaetigen im Dienstleistungssektor – vorwiegend im Tourismus. Im Winter Bauer, im Sommer im Hotel oder einer Taverne angestellt. Mit vielleicht einem Tag frei – im Monat. Der Verdienst liegt bei 30-60 Euro am Tag, brutto! In der Hochsaison koennen die Tage dann auch sehr lang werden und von einem 8 Std. Tag ist man weit entfernt. Da kommen dann schnell mal 12 Stunden zusammen, die aber nicht bezahlt werden muessen. Eigentlich sollten die Ueberstunden „abgefeiert“ werden, aber der Umfang der Arbeit ermoeglicht das in den seltensten Faellen. Im Grunde laeuft es darauf hinaus, dass man Ende der Saison ein paar Tage frei hat, wobei man die dann dafuer nutzen muss, die Winterarbeit zu beginnen.