Kreta – Neue Heimat Insel 3 (erster Besuch, neue Beziehung)

Nach einigen Wochen stand nun endlich Besuch aus Deutschland an! Oh wie sehnte ich diesen Tag herbei! Nach gefühlten Jahren wieder ein geliebtes, vertrautes Gesicht sehen, sich vollkommen frei geben zu können und die Emotionen auch entsprechend verbal äußern zu können! Es war einfach ein befreiendes und nachdrückliches Gefühl. Der selbst aufgebaute Druck löste sich, und die gemeinsame Zeit mit der Familie gab mir das Gefühl, tatsächlich das Richtige zu tun. Anfängliche Befürchtungen, meine Wahl könnte zu Missfallen oder Unmut führen, wurden schnell zerschlagen. Mit großem Hallo und herzlichem Willkommen wurden vor allem die Babys begrüßt. Die Zwillinge fanden sofort den Weg in alle Herzen und die Familie wurde integriert. Zusammen streiften wir durch die Gegend und ich zeigte die Vielfalt der Insel, die ich mir als neue Heimat ausgesucht hatte. Schon besuchte Stellen erschienen mir diesmal noch bemerkenswerter und ich genoss die Zeit in vollen Zügen.

Berge - Kreta - Insel - Griechenland
Kaktus - Meer - Insel - Kreta - Griechenland

Wohnungssuche auf Kreta – Griechenland

Da nun die Saison richtig begann, musste ich mein Appartement räumen und wir gingen auf Wohnungssuche. Wie festzustellen war, ein schlechter Zeitpunkt, da freie Wohnungen jetzt bevorzugt an Touristen vermieten werden wollten. Im Herbst dann wieder… Über’s Hörensagen fand ich dann eine kleine schnuckelige Wohnung am Hang mit Meerblick. Kurz vor der Abreise meines Besuchs zog ich um und neues Gefühl stellte sich ein, das “ mein Zuhause“ . Ebenso festigte sich eine gewisse Routine, da ich in der Taverne arbeitete und “ geregelte Arbeitszeiten“ hatte. Für Badegänge und kleinere Ausflüge hatte ich genug Zeit, mit der Zeit machte es alleine jedoch keinen Spaß mehr. So war ein erneuter Besuch aus der alten Heimat eine willkommene Abwechslung und es war, als hätte man sich erst vor einem Tag das letzte Mal gesehen. Wir unternahmen einiges zusammen, ratschten und tratschten und verbrachten eine tolle Zeit. Viel zu früh kam auch hier der Abschied, jedoch ließ mir die Arbeit keine Zeit zum Trübsal blasen. Die Hochsaison lässt einen platt ins Bett fallen und den Tag Revue passieren. Sogar auf meine täglichen Badegänge verzichtete ich, da es mir zu heiß oder ich zu kaputt war. Aber es hat was, man lernt im ein – zwei Wochen – Rhythmus neue Leute kennen, mit all ihren unterschiedlichen Charakteren. Man lernt mit Lob und Kritik anders umgehen, kann bei Landsleuten mit Klischees aufräumen oder sie bei Problemen unterstützen – und das alles in Urlaubsatmosphäre.

Der Traum vom Auswandern

Wasserfall auf der Insel Kreta in Griechenland

Vor zwanzig Jahren war das „Auswandern“ noch nicht so verbreitet bzw. bekannt und des Öfteren wurde ich nach meiner Intension und meinen Erfahrungen gefragt – ich lebte ja schließlich augenscheinlich den Traum so vieler… Diesen Traum auch zu leben bedeutete aber auch seinen Unterhalt zu verdienen und dem widmete ich mich bis in den Herbst und dann war es Zeit den Betrieb winterfest zu machen. Inzwischen hatte ich auch jemanden kennengelernt und leise deutete sich eine neue Beziehung an. Eine große Herausforderung, da J. nur kretisch spricht und die Insel nur zum Wehrdienst verlassen hatte. Wie sehr sich unsere Kultur unterschied zeigte sich zum ersten Mal, als meine alten Wohngemeinschafts- Freunde (Mann und Frau) bei mir wohnten. Da ich nur zwei große Betten hatte, schliefen sie gemeinsam in Einem. Für J. war das vollkommen unverständlich! Es hat lange gedauert, bis er akzeptieren konnte, dass die Zwei kein Paar sondern nur Freunde waren, dass da nichts lief! Als ich zum Frühstück einen griechischen Bekannten eingeladen hatte, führte das dann sogar zu unserem „ersten Streit“. Was für mich selbstverständlich und ohne jeglichen Hintergedanken war, war für ihn ein absolutes „no go“ . Zugegebenermaßen war der schlechte Ruf des Bekannten nicht unbedingt förderlich, aber das wusste ich ja nicht! Dann fielen mir wieder diverse Gespräche ein, in denen Seitensprünge als „gängig“ zu interpretieren waren und versuchte J. meine Lebensweise zu erklären. Wie zu erwarten mit mäßigem Erfolg, weil mein griechischer Wortschatz da bei weitem nicht reichte.  

Bei kleinen Ausflügen brachte er mir seine Lebensweise näher und ich fühlte mich mit ihm  einfach gut. Er war ein ruhiger, in sich gefestigter Mann, der sein Leben so gestaltet, wie er es gut findet. Ich war gespannt auf seine Familie, im Hinterkopf die Aussicht auf griechische Familienfeiern, Tanzen, enges Familienleben (mit zwiespältigen Gefühl) …

Doch darauf sollte ich lange warten.

Text und Bilder: Ulla

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